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Heute mache ich Eis…

Nachricht vom 15. August 2023

Der Tag beginnt um ca. 7 Uhr zuhause. Aufstehen, duschen, Zähne putzen, keine Zeit für Kaffee, ab ins Eislabor.


Helles Licht brennt überall, der Edelstahl glänzt noch und der bereits am Vortag vorbereitete Pasteurisierer brummt hin und wieder leise, aber wichtig. Läuft die Klimaanlage? Spielt kaum eine Rolle, denn heute wird so oder so geschwitzt. Zunächst kontrolliere ich die Temperatur des begehbaren Eisschranks. Jetzt desinfiziere ich meine Hände, die Eismaschine, Pürierstab, Eisschalen und alle anderen Utensilien, die ich benötigen werde. Wo ist der Metalllöffel mit gelbem Griff? Welcher Trottel hatte gestern Spätschicht und hat meine Sachen versteckt? Jeden Tag das selbe… Zum Glück arbeite ich hier allein. Ich hasse Menschen.


Meine Leidenschaft sind stumpfsinnige sich wiederholende Abläufe unter Licht- und Lärmbelastung. Dabei muss ich mich konzentrieren, denn jedes Gramm kann den Unterschied machen in der Herstellung des Eises. Hier spricht mich niemand an, lenkt mich ab, fragt wie es mir geht. Nein, ich bin hier allein und das ist gut so. So haben es die italienischen Urväter der Eisherstellung es sicher gewollt.
Alles ist vorbereitet und der Tanz beginnt. Grundmasse einfüllen, Maschine starten, Schalen kalt stellen, zwischendurch den Lappen schwingen, die Zeit beachten, Schokolade kochen, wahlweise einen Schnaps trinken, Maschine abstellen, Eis rausholen und schleunigst kalt stellen, Maschine reinigen, wo ist mein Kaffee? – verflucht, aus dem Vanilleeis ist Bananeneis geworden. Egal. Schnaps trinken, Grundmasse einfüllen, Sauerrei wegmachen, von vorne beginnen.

Es gibt Tage, an denen kommt ein Kollege, oder eine Kollegin aus dem Tageslichtbereich, um mich zu unterstützen. Anfangs dachte ich, es sei eine durchaus nette Geste. Mittlerweile bin ich soweit, dass ich denen am liebsten ihr Grinsen aus dem Gesicht radieren würde, wenn sie mit ihrer ungeübten und tollpatschigen Art, die heiße Kuvertüre ringsum verteilen, rein treten und ihre braunen Schoko-Fußabdrücke auf meinem Boden verteilen. Hoppla, kann ja mal passieren… Aber lieber wäre es mir, es würde nicht passieren. Danke dafür.


Ich fühle mich als hätte ich 12 Stunden gearbeitet und es ist gerade mal 9.30 Uhr. Wo ist mein Kaffee? Ich liebe meinen Job. Jeden Tag mindestens 8 Stunden lang und gerne länger. Ich liebe ihn so sehr, dass mein Partner mich drauf anspricht – zuhause, während ich zum Einschlafen die Rezepte der Eissorten aufsage… Morgen darf ich wieder in mein Labor. Ich sollte an den Zollstock denken. Ich vermute, dass ich einfach nur den Pasteurisierer etwas zur Seite schieben müsste, um mit einer Isomatte genügend Platz wischen dem gemütlichen Edelstahlspülbecken und den Kanistern voll mit Desinfektionsreiniger zu finden. Wo ist mein Kaffee?

So sieht der Alltag eines glücklichen Eismachers aus. Ein Traumjob eben 😉